Der Raum der documenta
Eine kunstwissenschaftliche Untersuchung
des Szenografischen der politischen und ge-
sellschaftlichen Öffnung der Kunstausstellung
am Beispiel der documenta 1987 und 2002
In 62 Jahren nutzt die Ausstellungsreihe
documenta circa 93 Gebäude, etwa 47
temporäre Bauwerke und rund 45 öffentliche
Plätze in 12 Städten und 10 Ländern.
Zentrales Bauwerk ist das Museum
Fridericianum in Kassel. Es ist der Mittelpunkt
kuratorischer Inszenierungen, künstlerischer
Positionen und provoziert auf diese Weise
Mythen und Legenden.
Für die documenta 8 1987 ist das Museum
Fridericianum letztmalig das primäre
Gebäude. Erstmals wird Kunst mit einem
vornehmlich sozialen und gesellschaftlichen
Bezug innerhalb einer autonomen, inhaltlich
gleichrangigen Ausstellungsarchitektur
präsentiert. Der Architekt agiert als Künstler
inmitten einer Ausstellung bildender Kunst.
Die Documenta11 2002 konkretisiert
schließlich realpolitische und kulturelle
Bezüge außerhalb rein ästhetischer
Kategorien: Sie wird vom Raum der
Kulturproduktion zum Raum der
Wissensproduktion. Aus einer
interdisziplinären, pluralistischen Forschung
in sechs Ländern generiert sich eine
grundsätzliche Dezentralisierung der
documenta. Dies manifestiert sich in der
Ausstellungsarchitektur der im städtischen
Gewebe Kassels peripheren Binding-Brauerei.
Kuratori*innen, Architekt*innen und
Künstler*innen arbeiten als gleichberechtigte
Partner*innen an einer heterogenen
Ausstellungsstruktur.
Die kunstwissenschaftliche Untersuchung des
Szenografischen der politischen und
gesellschaftlichen Öffnung der
Kunstausstellung am Beispiel der documenta
1987 und 2002 rekonstruiert den Raum der
Ausstellungsreihe und schließt in der Folge
eine Lücke innerhalb der documenta-
Forschung. Zugleich gibt sie die Möglichkeit
einer grundlegenden Aufarbeitung und
(vorläufigen) kunstwissenschaftlichen
Definition des weitestgehend undefinierten
Terminus ‚Szenografie‘ für die
Kunstwissenschaft.
INHALT
1 Einführung
9
2 Der Raum der Szenografie
19
2.1 Annäherung an einen
Raumbegriff
20
2.2 Die Szenografie des Raumes –
räumliche Praxis in (Kunst-)
Ausstellungen
24
3 Das Museum Fridericianum
31
3.1 Der Raum der documenta 1955
32
3.2 Das Museum Fridericianum
im Wandel zwischen 1957
und 1986
42
4 Das Konzept der documenta 8
63
4.1 Neue gesellschaftliche
Dimensionen
65
4.2 Viele Medien und wenige
Ebenen: die Vermittlung der
documenta 8
68
5 Die Ausstellung der documenta 8
79
5.1 In metaphorischen Gesten
verharrend
79
5.2 Die ‚Dritte Welt‘ als letzte
Grenze – zwei künstlerische
Positionen
82
6 Die Ausstellungsarchitektur der
documenta 8
95
6.1 Der Raum der documenta 8
als Geste
98
6.2 Der produzierte Raum der
documenta 8: der Ausstellungs-
103
architekt als Künstler
7 Neue Gebäude und alte Räume: die
documenta 1992 und 1997
131
8 Das Konzept der Documenta11
155
8.1 Diskursive und globale
Prozesse
157
8.2 Documenta11 als Raum der
Wissensproduktion
161
9 Die Ausstellung der Documenta11
181
9.1 Zeitkonzepte und
Narrationsebenen
183
9.2 Entwürfe von Identität
spezifischer Kontexte –
185
eine künstlerische Position
10 Die Binding-Brauerei als
neues Zentrum
197
10.1 Der Raum der Peripherie
198
10.2 Der produzierte Raum der
Documenta11:
202
architektonische
Kontextualisierung
11 Die documenta-Ausstellungen
und der Raum – ein Fazit
255
Werk- und Künstler*innenver-
zeichnis der documenta 8 1987
269
Literaturverzeichnis
311
Dank
335
2020 | Kassel University Press | deutsch |
336 Seiten| ISBN 3737608024
Umschlagkonzept und -gestaltung:
Linda-J. Knop
Gestaltung, Satz & Layout:
Annika Speth
Lektorat:
Frank Hermenau