Eine Einführung
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Das Katalog-Buch und b4. 2009 - eine Einführung
Fragt man nach dem Sinn und Zweck einer Veranstaltung, wie sie b4. 2009 darstellt, so ist es notwendig, die Historie dieser Veranstaltungsreihe
zu betrachten. In einem vorgefundenen Überangebot an Kunstausstellungen und Kulturevents fristet diese ein vergleichsweise kleines Randdasein.
Die Erfahrung in dem Betrieb lehrt schnell, dass ein auf den ersten Blick unökonomisches Projekt von Seiten potentieller Förderer und Geldgeber
eher kritisch betrachtet, manchmal gar belächelt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeit von relativ jungen Organisatoren angegangen wird.
Doch war es von Beginn der Reihe an nicht der Anspruch, geldeinspielend und ökonomisch zu sein. Stets wurden die selbst gesetzten Ziele unter der
Prämisse eines ästhetischen, rezeptionsorientierten Anspruches verfolgt, wobei jedoch die angesprochenen Themen von der jeweiligen Zeit abhängig waren.
Die angewandte Form richtete sich dabei nach den Bedürfnissen der Themen selbst.
Zu Beginn, mit To Joseph B. im Jahr 2003 war dies eine Hommage an Joseph Beuys in Form einer Performance. Ein Jahr später öffnete sich mit (To Joseph)
B.II der themenbezogene Blick durch ein ‚Konzert für Schultafel und Flügel’. Waren dies jeweils auf wenige Stunden begrenzte Aktionen, so wurde B 3 – 2005
zu einer 4-tägigen Veranstaltung, die sich aus einer Ballettsuite, einer Ausstellung und einem Bandkonzert zusammensetzte.
Hier wurde bereits das erste Mal versucht, einer gesamtumfassenden Fragestellung nachzugehen, die als provokative Aussage formuliert wurde. Durch
Selbstverständliches hinterfragt man nicht! wurde ein inhaltlich geweiteter, jedoch formal eng gefasster Raum definiert, in dem sich die speziell dafür
erarbeiteten Choreografien, Kunstwerke und Arragements der Musikstücke bewegten.
Für b4. 2009 soll dies Die Sprache der Menschen ist ihrem Leben gleich! sein (angelehnt an Lucius Annaeus Seneca der Jüngere, * etwa 4 v. Chr. in
Córdoba; † 65 in der Nähe von Rom).
Dieser Satz umkreist den thematischen Schwerpunkt, um den es in der Veranstaltung gehen soll: Die Thematisierung der Sprache in ihren
homogenen, heterogenen, konkreten und strukturellen Darstellungen und Formen. Dieses komplexe und vielschichtige System findet in mannigfaltiger Weise,
schier unüberblickbar seinen Ausdruck im Leben eines jeden Menschen. Neben der gesprochenen, geschriebenen und gestikulierten Sprache in ihren logischen
und systematischen Erscheinungen ist die Betrachtung im Ausdruck außerhalb eines direkten sozialen und gesellschaftlichen Rahmens ebenso interessant –
etwa in ihrer poetischen, literarischen und dramatischen Form.
Es ist angedacht, dass es für b4. 2009 wieder eine Ausstellung geben soll. Außerdem wird, neben einem Aktionsprogramm, der Fokus auf dem Katalog-Buch
liegen.
Die Arbeit an einem Projekt wie b4. 2009 kann keine grundlegende Standort- oder Neudefinierung des Kulturbetriebes darstellen. Vielmehr verlagert
sich der selbst gesetzte Anspruch dahingehend, einen Raum zu schaffen, der es ermöglicht, neue Wege in und mit der Arbeit des Kulturbetriebes zu finden.
Wie diese Arbeit konkret aussehen wird, welches Format sie hervorbringen und in welchem Maße dieses zukunftsweisend sein kann, das kann sich nur im Laufe des
gemeinsamen Prozesses herausstellen.
Wie geplant, wird dieser Prozess im höchsten Maße Teamorientiert erarbeitet und behandelt werden. Weniger eine Ich-orientierte Betrachtung Einzelner,
denn kommunikative Strukturen gleichetablierter Individuen – Netzwerken gleich – werden hierbei angestrebt.
Wie diese Netzwerke aussehen und in welcher Weise diese untereinander sowie zusammen arbeiten, soll im Folgenden betrachtet werden.
Der Schwerpunkt der inhaltlichen Arbeit auf dem Katalog-Buch. Es wird die Funktion eines Ausstellungs-Guides oder Veranstaltungsplaners übernehemen. In Planung, Organisation, Administration und Ausführung der Veranstaltung wird das Katalog-Buch federführend sein. Die grundlegenden Impulse sollen von ihm ausgehen, obgleich
sich die Arbeitsweise stets zwischen Input und Output bewegt, einem Akkumulator gleich.
Diese Akkumulation findet somit ihren konkreten Ausdruck im Katalog-Buch. Dies soll zwar nicht die Funktion eines konventionellen Katalogs ersetzen. Das Katalog-Buch kann somit nicht nur als Resultat einer Arbeit Künstler, Werke und Veranstaltungen vorab dokumentieren, sondern vielmehr als gleichwertiger Bestandteil
der Veranstaltung funktionieren. Hier soll sich der thematische Raum von b4. 2009 in allen Facetten spiegeln, die Ausstellung und b4. live
aufgreifen sowie neue, eigene Themen und Strukturen behandeln und fortsetzen.
Juli 2009
 

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