Zu sagen zu viel...
Selbstreflexion in mehreren Akten1. Akt
Es gibt Momente wie diesen, da möchte man sein Leben einfach noch einmal neu
beginnen, oder zumindestens einen Teil davon. Gewisse Glücksmomente erleben,
damit man endlich wieder erfahren kann, wie schön es ist zu lachen. Die Zeit
zurückdrehen..aber das bleibt dem kleinen Menschen an sich ja vergönnt.
Ben hat mich neulich im Chat gefragt, wann ich das letzte Mal so richtig
gelebt habe. Ich wußte keine Antwort. Was heißt "richtig leben" Wandel ich
derzeit als totes, bzw. als lebloses Etwas umher? So banal es klingt, ich
glaube ja. Zumindestens sagt mir das mein Gefühl! Wobei es in mir doch
gerade so aktiv vorgeht, wie in einem Vulkan, kur vor der Explosion. Ich bin
hin- und hergerissen zwischen Zweifel und Wut, zwischen Ratlosigkeit und
tiefstem Schmerz. In einem lethargischen Zustand und doch so aufgewühlt. Und
der Grund? Das mag wohl die Einsamkeit sein, die schon viel zu lange
herrscht. So lang, dass man sich beinahe ungeliebt vorkommen kann. Lang
genug, dass ich mich selbst bemitleide. Lang genug, dass es sich anfühlt wie
schlimmster Weltschmerz. Ich glaube, Weltschmerz ist das, was von jedem
Schmerzthema ein wenig erfasst, verbunden mit einer unüberwindbaren
Sehnsucht. Sehnsucht nach dem kleinen bisschen Glück, nach dem schier
ungreifbarem, nach dem was das Ende der Traurigkeit bedeutet. Vielleicht ist
das auch eine "falsche"; Definition, aber für mich ist genau das Weltschmerz.
Außerdem ist Definition ja auch Definitionssache. Was für ein Wortspiel. Ja,
Wortspiele bedeuten doch auch ein Stückchen Freiheit...Variiere und du bist
ein klein wenig frei. Völliger Schwachsinn behaupten vorlaute Stimmen in
meinem Hinterkopf, schließlich ist man doch in seiner eigenen Sprache
gefangen..aber Recht habe ich dennoch. Wenigstens über meine Gedanken sollte
ich doch verfügen können..Und über mein Herz? Das wäre wohl Luxus. Nein,
dieser Luxus ist nicht für mich bestimmt. Meine Bestimmung ist es, die Welt
kritisch zu betrachten, das Böse anzuziehen und sich zu wundern, was im
Leben alles so an Mist passieren kann. Na und das natürlich -wie sollte es
anders sein- vorzugsweise mir persönlich.
Ich habe mir damals (mittlerweile ist doch schon recht viel Zeit vergangen)
nicht aussuchen können, an wen ich mein Herz verliere, mir blieb auch keine
Zeit mit dem Verstand zu überlegen. Nein, man sagt nicht umsonst Hals über
Kopf - ich würde jedoch mehr auf Bauch über Kopf plädieren, für alle die es
nicht wissen, es bedeutet, dass man nicht nachdenkt. Ohne zu denken einfach
zu handeln, ja das kann ich gut. Und ohne zu denken habe ich mich eben
innerlich, wohl unbewußt entschlossen, diesem einen Mann mein Herz zu
schenken. Wie ein kleines Kind mit unschuldiger Miene mag ich behaupten: Das
habe ich nicht mit Absicht getan! Aber was nützt das schon noch. Fakt ist,
es ist passiert und eine eigentlich schöne Zeit begann...
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